Anselm Kiefer, kurz vor Kriegsende 1945 in Donaueschingen geboren, zählt zu den bedeutendsten und vielseitigsten Künstlern der Gegenwart. Sein Werk umfasst Malerei, Skulptur, Fotografie, Holzschnitt, Künstlerbuch, Installation, Bühnenbild und Architektur.
Kiefer begann ein Studium der Rechtswissenschaften und Romanistik in Freiburg, bevor er ab 1966 an der Hochschule für Bildende Künste in Freiburg und Karlsruhe bei Peter Dreher und Horst Antes studierte. Anfang der 70er Jahre nahm er Kontakt zu Joseph Beuys auf, an dessen Aktion Save the Woods er 1971 in Düsseldorf teilnahm.
Von 1971 bis zu seiner Übersiedlung nach Frankreich 1992 arbeitete Kiefer in Hornbach und Buchen im Odenwald. In dieser Zeit waren Wagners Nibelungen-Zyklus, Referenzen zu Alchemie und Christentum und die Poesie von Paul Celan und Ingeborg Bachmann seine bevorzugten Themen.
Gleichzeitig begann er, symbolgeladene Materialien wie Stroh, Blei, Pflanzen, Haare, Sand und Asche in seine vielschichtigen Arbeiten einzubeziehen.
Er beschäftigte sich zudem offensiv mit der tabuisierten jüngsten Geschichte Deutschlands. Durch visuelle Zitate und Dekonstruktion nationalsozialistischer Architektur und germanischer Heldensagen wie der Hermannsschlacht setzte er sich mit der belasteten Identität und Kultur seines Landes auseinander
1980 vertrat Anselm Kiefer neben Georg Baselitz die Bundesrepublik Deutschland auf der Biennale in Venedig und erlangte in der Folge internationalen Durchbruch und Anerkennung.
Den Themenkreis deutscher Geschichte und nordischer Mythologie erweiterte er Ende der 80er Jahre auf orientalische Kulturen und die jüdische Mystik, die bis heute einen wichtigen Platz in seinem Werk einnimmt. Nach seinem Umzug nach Frankreich bildeten Astronomie, Philosophie und Kosmogonien verschiedener Kulturen neue Schwerpunkte seiner Arbeit.
Kiefers Werke sind von literarischen Referenzen durchzogen, die sich zu einem komplexen Gewebe von Bedeutungen überlagern. Das Interesse an Büchern als Text und als Objekt ist prägend für sein Werk. Künstlerbücher bildeten von Beginn an einen bedeutenden Teil seines Oeuvres.
Anselm Kiefer hat nicht nur Gemälde, Skulpturen und Bücher geschaffen, sondern auch. bestehende Architektur und Landschaft umgestaltet. Nach dem Umbau einer ehemaligen Ziegelei in Höpfingen im Odenwald schuf er Installationen und Skulpturen, die integraler Teil des Ortes wurden. Einige Jahre nach seinem Umzug nach Barjac in Südfrankreich hat er das Gelände um eine stillgelegte Seidenspinnerei in ein ober- und unterirdisches Netz von Wegen, Tunneln und Krypten verwandelt, die mit zahlreichen Kunstinstallationen verbunden sind.
Das Atelier in Barjac ist heute Teil der öffentlich zugänglichen Eschaton-Kunststiftung Anselm Kiefer. Die Eröffnung im Mai 2022 fiel mit Kiefers Rückkehr nach Venedig zusammen, wo parallel zur Biennale ein von den Schriften des italienischen Philosophen Andrea Emo angeregter Gemäldezyklus im Dogenpalast zu sehen war.
Anselm Kiefer lebt und arbeitet in der Nähe von Paris.
Kiefers Werke sind weltweit in bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten:
MoMA und Metropolitan Museum, New York; Albright-Knox Art Gallery, Buffalo; Art Institute of Chicago; Philadelphia Museum of Art; San Francisco Museum of Modern Art; Albertina, Wien; Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, Berlin; Pinakothek der Moderne, München; Sezon Museum of Art, Tokio; Louisiana Museum of Art, Humlebaek, Dänemark; Astrup Fearnley Museet for Modern Kunst, Oslo; Kröller-Müller Museum, Otterlo, Niederlande; Rijksmuseum, Amsterdam; Centre Pompidou, Paris; Guggenheim Museum, Bilbao und Tel Aviv Museum of Art, Israel, neben vielen anderen.
Permanente Installationen befinden sich unter anderem im Louvre und im Panthéon in Paris.